Menschenrechtspreis für Marianna Tzeferakou

Sie sagt es gleich als Erstes: Dass dieser Preis nicht ihr, Marianna Tzeferakou, gebühre, sondern den vielen Aktivistinnen und Aktivisten, für die sie ihn entgegennimmt.

In Frankfurt am Main erhält die 32-Jährige am 6. September den Menschenrechtspreis der Stiftung Pro Asyl. Die Athenerin ist das Gesicht der griechischen Anwaltsvereinigung für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten. Gemeinsam mit lokalen Gruppen kämpfen die Juristen an der griechisch-türkischen Grenze gegen eine EU, die Menschen- und Völkerrecht vergisst und Flüchtlinge in ihren Schlauchbooten auf hoher See zurückweist.
Tzeferakou und ihre Mitstreiter helfen dort, wo andere Urlaub machen. Auf den ostägäischen Inseln Samos, Chios und Lesbos besuchen sie Flüchtlinge, deren Reise von der nahen türkischen Küste in den Internierungslagern endete.

Was Tzeferakou dort zu hören bekommt, lässt ihr auf ihrer Informationsreise durch Deutschland keine Ruhe. Mit kontrolliertem Zorn spricht Tzeferakou über die Bedingungen, unter denen Schutzsuchende eingesperrt werden, erzählt von einer Hochschwangeren im brütend heißen Blechcontainer, von Anhörungen ohne Dolmetscher. Das sei nicht einmal das Schlimmste, sagt sie. „Das Hauptproblem sind nicht die Bedingungen in den Lagern. Das Hauptproblem ist, dass die Polizei völkerrechtswidrig alle Flüchtlinge inhaftiert.“
Seit elf Jahren engagiert sie sich mit viel Kraft für die Sache der Flüchtlinge. Kollegen nennen sie schon „ambulantes Büro“, und ein Deutscher, der lange mit ihr zusammenarbeitet, erzählt, wie er sie kennenlernte: Nachts um eins sei das gewesen, da kam sie gerade aus dem Athener Gefängnis, wo sie einem Flüchtling beistand.
Auf die Frage nach ihrem Antrieb antwortet Tzeferakou rational, fast unterkühlt. Ihr scheint es selbstverständlich, sich für diejenigen einzusetzen, die sie die verletzlichste Gruppe der Gesellschaft nennt. Ob sie der Kämpfe nicht überdrüssig ist? Die Antwort ist ein entschiedenes Nein. Wie sollte sie auch, schließlich gäbe es ja noch so viel zu tun.
Deutsch spricht Tzeferakou, seit sie in Frankfurt Jura studierte und einen zusätzlichen Abschluss machte. Das war vor acht Jahren, und Tzeferakou schrieb ihre Arbeit über Flüchtlingsrecht. Nun ist sie wieder da.
Quelle: taz, portrait, HENDRIK HEINZE

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